Kommentar zur Schließung des Kaloku-Kindergartens

Presseartikel von HNA.de (Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung)

August 2011: Prozess am Mittwoch vor dem Verwaltungsgericht Kassel

Gehirnwäsche: Kaloku-Betreiber klagen gegen Schließung

Artikel von Reporterin Gudrun Schankweiler-Ziermann

Rotenburg. Gehirnwäsche, besprochenes Salz und Dämonen – die Vorgänge im Kaloku-Kindergarten in Rotenburg schlugen bereits 2010 hohe Wellen. Das Land Hessen schob dem abstrusen Treiben einen Riegel vor. Es  beschäftigte sich im August 2011 ein Gericht mit dem Fall.

Dem Kindergarten, der ohne Wissen der Eltern als „erster keltischer Kindergarten“ im Internet angepriesen worden war, ist Anfang April 2010 wegen Gefährdung des Kindeswohls und Missachtung der Elternrechte die Betriebserlaubnis entzogen worden. Dagegen klagt der Trägerverein der Einrichtung.

Die beiden ehemaligen Leiter des Kaloku-Kinderlands berichteten, dass sie zu Supervisionen bei der Vorsitzenden des Trägervereins antreten mussten.
Zwei Zitate: „Probleme mit den Kindern wurden bei ihr im Naturheilzentrum besprochen. Da mussten wir Erzieher auch das Pendeln lernen.“
„Sie spricht immer davon, dass Erzieher, Eltern und Kinder vor ihrer Wiedergeburt vergewaltigt, gemordet und andere missbraucht haben oder selbst Opfer geworden sind. Hier sollen angeblich alle Probleme und auch Krankheiten ihre Ursache haben.“

Mit seiner Klage gegen den sofortigen Vollzug der Schließung war der Trägerverein bereits gescheitert. In der Einrichtung sind Kinder ohne Wissen der Eltern mit „besprochenem Salz“ und homöopathischen Mitteln behandelt und „ausgependelt“ worden. Das hatten Erzieher gegenüber unserer Zeitung erklärt. Auch sollen die Kinder mit einem virtuellen Staubsauger „entprogrammiert“ worden sein.

Fachfremde Personen aus dem Trägerverein hätten Einfluss auf die erzieherische Arbeit genommen, hatte das Familienministerium kritisiert. Die Kinder sollten offenbar im Sinne des kelitschen Druidentums und der schamanistisch geprägten Huna-Lehre beeinflusst werden.

Die Vorsitzende des Vereins, die bis Ende Mai 2010 eine Naturheilkundliche Praxis in Rotenburg führte, soll auf den Betrieb der Einrichtung erheblichen Einfluss genommen haben, was sie stets in Abrede gestellt hat. Sie ist Mitglied eines Druidenordens und war im Internet als Kontaktperson für „den ersten keltischen Kindergarten in Deutschland“ geführt worden.

Die meisten Eltern wussten nicht, dass man dort einer rückwärtsgewandten Weltanschauung anhing. Sie gingen davon aus, dass es sich um einen einfachen Naturkindergarten handelte. Kaloku ist ein eingetragenes Warenzeichen. Grundlage soll das Wissen der keltischen Druiden sein.

Durch die Berichterstattung der HNA und Aussagen von Eltern und Erziehern hatte das Jugendamt im vergangenen Jahr von den kritikwürdigen Vorgängen in dem Kindergarten erfahren.

Nach der verfügten Schließung hatte der Kaloku-Trägerverein zunächst mit einem Spielkreis weitergemacht. Inzwischen ist das Gelände am Dickenrück oberhalb von Rotenburg neu verpachtet worden, das Kindergartengebäude ist aber nach wie vor vom Trägerverein gepachtet, ein Spielkreis existiert nicht mehr. Die beiden Initiatorinnen des Kindergartens haben die Stadt verlassen.

 

Kommentar der KultUrGeister

Was vermutlich als gut gemeinte Idee begonnen wurde, ist zum bedauerlichen Selbstläufer geworden. Durch einem theoretischen Lehrgang ist bisher noch niemand zum Druiden geworden. Es bedarf vielmehr einer entsprechenden  persönlichen Reife und Achtsamkeit und jahrelanger persönlicher Unterweisung. Die hier verwendete Lehre der Hunas ist sicher nicht druidisch. Auch die hier vermittelten Moralvorstellungen erinnern mehr an das Prinzip der „Erbsünde“ als an die druidische Lehre von einem freien Menschenwesen.

Die Eltern gehen mit Recht dagegen vor, das Ihren Kindern ohne Ihr Wissen irgendwelche Mittelchen“ gegeben wurden – und sei es auch nur „besprochenes Salz“. Als freier verantwortlicher Mensch möchte ich immer in die Entscheidungen über meine Kinder einbezogen werden. Wenn das nicht geschieht, wie in diesem Fall ist das Vertrauen verspielt. Es zeigt auch immer wieder das großes Unheil daraus entsteht wenn fanatisierte Menschen ihr verschrobenes Weltbild unnachgiebig vertreten und „missionieren“. Man sollte die Kinder erst einmal behutsam in dieser Welt ankommen lassen bevor man religiöse Systeme vermittelt – und das gilt für alle Religionen.

Was wir zu Hause und gesellschaftlich dagegen tun können ist ganz klar: Wir müssen ein gutes Vertrauensverhältnis mit unseren Kindern und Mitmenschen fördern. Nur so können wir einander respektvoll begegnen und alte Ängste abbauen. Wir müssen auch lernen genau hin zu schauen. Grade als spirituelle Menschen sind wir verpflichtet nicht „weg zu schauen“ und auch „nicht unseren Verstand am Eingang abzugeben“.

Schade für die seriösen Heilpraktiker und echten Druiden. Sie werden wieder einmal zur Belustigung der Masse als weltfremde Spinner dargestellt.

Durballeus /I\ CDG

Linkhinweise

Diesen und weitere Artikel über den Rotenburger Kaloku-Kindergarten finden Sie auf HNA.de, dem Portal der Hessisch/Niedersächsischen Allgemeinen Zeitung.
https://www.hna.de